Fallbeispiel einer Familienmediation – Stabilität für unser Kind
Die Eheleute H. leben seit knapp zwei Jahren getrennt. Die gemeinsame Tochter (5 Jahre alt) lebt bei der Mutter. Eine Ehescheidung streben beide Eheleute derzeit nicht an. Die Eheleute streiten um die Besuchsregelungen der Tochter beim Vater. Da die Mutter freiberuflich tätig ist und hierdurch einen unregelmäßigen Arbeits-rhythmus hat, war zwischen den Eltern vereinbart, dass der Vater die Tochter im Rahmen bestimmter Zeiträume jeweils „auf Abruf“ zu sich nimmt. Dies funktionierte anfangs gut; zuletzt kam es jedoch verstärkt zu Dissonanzen und hierüber zum Streit.
Im Verlauf des Mediationsverfahrens wird deutlich, dass für beide Parteien das Wohl ihrer Tochter an oberster Stelle rangiert. Bei dem Bemühen, trotz Trennung „die besten Eltern“ zu sein, setzen ihnen jedoch ihre beiderseitigen beruflichen Ein-bindungen und Zwänge gleichermaßen erhebliche Grenzen. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickeln die Eheleute gemeinsam eine überraschende Lösung: Die Tochter zieht zurück zum Vater und mit diesem zusammen in das Haus der Großeltern, die dem Kind nach einmütiger Auffassung beider Eltern Beständigkeit und Stabilität geben können. Der Kontakt zwischen Mutter und Tochter ist regelmäßig, verlässlich und für beide sehr zufrieden stellend.
Über die Mediation wurden Seiten des Konflikts erhellt, die im Gerichtssaal niemals zum Tragen gekommen wären. Daraus ist eine Lösung entstanden, die auf die Bedürfnisse der persönlichen Situation und Struktur dieser Familie zugeschnitten ist. Ein Gerichtsentscheid, der auf Normen aufbaut, die im Interesse einer allgemeinen Gerechtigkeit pauschalieren müssen, hätte dies nicht leisten können.